Härte, Liebe und Organisationschaos - FM4 Frequency Festival 2018 - 3. Tag

Am dritten Festivaltag gibt es neben harten Gitarrenklängen und Electronic-Beats viel Liebe, die durch das Organisationschaos bei den Hauptacts leider schnell in Wut und Enttäuschung umschlägt.

Während auf der Space Stage der deutsche Rapper LUCIANO den Tag eröffnet, starten auf der Green Stage OFF BLOOM. Obwohl nur knapp 50 Leute vor der Bühne stehen, genießt die anglo-dänische Indie-Gruppe ihren Auftritt. Sängerin Mette Mortensen singt den ersten Song inmitten der Leute. Mads Christian Damgaard Christensen und Alexander Flockhart spielen abwechselnd und gemeinsam auf ihren modifizierten Midi-Controllern. Durch die herausragende Stimme von Mette Mortensen wird das Ganze zu einem stimmigen Sound, der an SIA und RIHANNA erinnern lässt. Mein Sommerhit des Jahres stammt definitiv von OFF BLOOM. Bei ihrem Auftritt sind Ohrwürmer wie „Love Actually“, „Not Sorry“, „Love To Hate It“ und „Golden Dreams“ zu hören.

Während auf der Green Stage die deutsche Punkband FEINE SAHNE FISCHFILET übernimmt und ihrer politischen Einstellung freien Lauf lässt, bespielt ESKIMO CALLBOY die Space Stage. Die deutsche Metalcore-Band lockt das harte Gitarrenriffs liebende Publikum in den Wellenbrecher und belohnt es mit Songs wie „Crystals“ und „Best Day“. Hart geht es auch bei THE USED weiter. Bei der US-amerikanischen Postcore-Band dürfen „Cry“, „On My Own“ und „A Box Full of Sharp Objects“ nicht fehlen.

Auf der Green Stage ist währenddessen gute Laune, viel Liebe und gute Unterhaltung angesagt. Die Youtube-Stars WALK OFF THE EARTH bezaubern das Publikum immer wieder mit unterhaltsamen Bühnenshows. Ihr Gag fünf Personen auf einer Gitarre spielen zu lassen, funktioniert immer noch. Genauso wie den finster dreinsehenden und normalerweise schweigenden „Beard Guy“ um Songinspiration zu fragen. Instrumente werden herumgeworfen, Coverversionen mit eigenen Songs vermischt und das ganze mit so viel Freude und Liebe, das es sich auf das Publikum überträgt. ED SHEERANs „Shape Of You“ wird genauso neu interpretiert wie GOTYEs „Somebody I Used To Know“ oder QUEENs „Bohemian Rhapsody“, das vom Publikum gesungen wird, während sich der „Beard Guy“ am Keyboard dazu verausgabt. Mit Ohrwürmern wie „Rule The World“ oder „Sing It All Away“ wird das Publikum mit strahlenden Augen und einem Lächeln auf dem Gesicht zurückgelassen.

Während britische Indie-Rock-Band THE VACCINES auf der Green Stage übernimmt, geht es auf der Space Stage mit DEATH FROM ABOVE weiter. Das kanadische Rock-Duo beweist, dass ein Schlagzeug und eine Bassgitarre ausreichen, um erstens gute Musik zu machen und zweitens das Frequency-Publikum in Stimmung zu bringen. Mit dem stark verzerrten Bass, einigen Effekten und der eher höheren Stimmlage von Schlagzeuger und Sänger Sebastien Grainger bewegen sich die Songs irgendwo zwischen Blues Rock und Noise Punk – passend, kennen sich er und Bassist Jesse Keeler doch von einem SONIC YOUTH Konzert.

Es geht laut und härter weiter, denn TIMMY TRUMPET verwandelt den Bereich vor der Space Stage in eine Großraum-Open-Air-Diskothek. Mit seiner Mischung aus Hardstyle, Electro House und Psytrance und seinem Können an der Trompete bringt er das Publikum zum Hüpfen und Tanzen. Remixes von Marilyn Manson und Mozart stehen genauso auf dem Programm, wie klassische „Hey-Ho“-Interaktion darf dabei natürlich nicht fehlen. Selbst auf ein „Zicke Zacke“ seinerseits, antwortet das Frequency-Publikum mit einem „Heu Heu Heu“.

Auf der Green Stage gibt sich währenddessen André Hellers Sohn LEFT BOY die Ehre. Mit elektronischen Beats als Untermalung unterhält er sein Publikum mit einer bunt gemischten Setlist, unter anderem mit einer verharmlosten Abwandlung von „Father Of God“ oder seinem größten Hit „Bitte brich mein Herz nicht Baby…“. Warum er sich mit dem heimischen Publikum unbedingt auf Englisch unterhält, bleibt ungeklärt. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch und selbst dem Aufruf gemeinsam Sirtaki zu tanzen wird gefolgt. Das von der Hitze erschöpfte Publikum wird dafür schließlich auch mit Eis belohnt. Für die extra Portion Spaß gibt es zur Zugabe auch noch jede Menge Klopapierrollen, die das Publikum herumwerfen darf.

Die britische Indie-Rockband THE KOOKS muss am Anfang ihres Sets mit Technikproblemen kämpfen, bei ihrem Hit „Seaside“ fällt dann auch der Ton für das Schlagzeug aus. Dem Publikum ist es egal, schließlich wird der Song damit zu einer charmanten Akustikversion. Von ihrem Ende August erscheinenden fünften Studioalbum „Let’s Go Sunshine“ gibt es einen kleinen Vorgeschmack mit den Singles „No Pressure“ und „All the Time“. Das Publikum singt die berühmten Lieder wie „Ooh La“, „Seaside“ und „Naïve“ inbrünstig mit und die Band nimmt dies mit Rührung wahr.

Nach ihrem Auftritt bricht dann leider das totale Chaos aus. Während das Publikum der Green Stage versucht zur Space Stage zu gelangen um dort den norwegischen DJ KYGO zu sehen, versucht zeitgleich das Publikum, das eben noch CASPER auf der Space Stage gesehen hat, zur Green Stage zu kommen um dort den Psytrance-Klängen von VINI VICI zu lauschen. Die Sicherheitsleute sind mit diesen Menschenmassen gänzlich überfordert und auch nach einer halben Stunde beruhigt sich die Lage kaum. Enttäuscht von diesem Chaos geben einige BesucherInnen auf und beenden ihren Festivaltag früher als geplant.

Den Bericht vom ersten Tag, gibt's hier zum Nachlesen.

Den Bericht vom zweiten Tag, gibt's hier zum Nachlesen.

Den Bericht vom vierten Tag, gibt's hier zum Nachlesen.